[Rezension] "Winterapfelgarten" von Brigitte Janson


Klappentext:
Claudia Konrad ist außer sich. Mit 51 soll sie plötzlich zu alt sein für ihren Job in einer Parfümerie? Nicht besser geht es ihrer Tochter Jule, die nach einem schrecklichen Unfall kaum noch das Haus verlässt. Ihre Freundin Sara ist dagegen müde – von ihrer langweiligen Ehe. Schluss damit, jetzt wird alles anders, denken sich die Freundinnen und ziehen auf einen Apfelhof im Alten Land. Tolle Idee, aber Gebäude können morsch, Äpfel wurmstichig und attraktive Nachbarn eigenbrötlerisch sein. Die Katastrophe naht. Der Rettungsengel auch. Rentnerin Elisabeth, auf der Flucht vor Altersheim und wohlwollender Verwandtschaft, strandet auf dem Hof und bringt mit viel Charme Ordnung in das Chaos.


Meine Meinung:
Dieses Buch besticht direkt auf den ersten Blick wegen seines Covers, welches ziemlich naturbelassen und "ökomäßig" daherkommt. Des Weiteren ist das Cover ziemlich schlicht gehalten, was direkt mein Interesse geweckt hat, so dass ich es in die Hand genommen habe und den Klappentext gelesen habe.
Ich muss gestehen, dass ich eigentlich ziemlich vorsichtig bin, wenn es um deutsche "Frauenromane" geht, da ich doch das ein oder andere Mal bereits enttäuscht wurde. Oftmals versuchen diese übertrieben witzig und total realitätsfern daher zu kommen. Aber, da ich generell auf Geschichten stehe, die in einem ländlichen Umfeld spielen (da kommt das Landei in mir raus), habe ich mir das Buch dann doch vorgenommen und kann sagen, dass ich angenehm überrascht wurde.
Janson ist wirklich ein toller Roman gelungen, bei dem es mir schwer fiel, es aus der Hand zu legen. Ich habe beim Lesen mit den einzelnen Frauen mitgefiebert und auch die ein oder andere kleine Träne vergossen (sowohl vor Lachen, als auch kurz vor Traurigkeit. Die Autorin schafft es auf wundervolle Weise einen beim Lesen in das alte Land zu entführen, so dass man direkt einen Apfelduft in der Nase hat und man sich alles bildlich vorstellt.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen zunächst Claudia, der mitgeteilt wird, dass sie mit ihren 51 Lebensjahren zu alt für ihren Job als Beraterin in einer Parfümerie ist, und Sara, dich sich gerade von ihrem Mann getrennt hat und gelangweilt von ihrem Leben ist. Als Claudia auf die Idee kommt, einen Apfelhof im alten Land zu kaufen, weil sie in Hamburg auf dem Markt eine alte Apfelsorte gegessen hat und seitdem von diesem scheinbar besessen ist, kommt Sara mit, eigentlich nur, um Claudia die ganze Sache auszureden, und lässt mit in das Vorhaben involvieren. Gemeinsam bringen sie Claudias Tochter Jule, die seit einem schweren Reitunfall, mit ihrem Leben hadert und kaum noch ihre Wohnung verlässt, dazu zu ihnen auf den Hof zu ziehen. Kurze Zeit später hat dann auch noch die rüstige Rentnerin Elisabeth auf der Straße direkt vor dem Hof eine Autopanne und "strandet" dann auch noch auf dem Apfelhof und sorgt mit ihrer ausgeglichenen Art für Ordnung auf dem chaotischen Hof.

Auch wenn dies ein recht typischer Frauenroman ist, der auch mit einer Menge Klischees aufwartet, verliert man sich schnell in die Geschichte, da wahrscheinlich viele von einem Neuanfang träumen, der es einem ermöglicht den Ballast der Vergangenheit von sich zu werfen und einfach ein neues Leben zu starten. Janson sorgt mit ihren vier völlig verschiedenen Frauencharaktere dafür, dass für jede Leserin eine Figur dabei ist, mit der man sich identifizieren kann.
Jede der vier Frauen, hatte eigene Charakterzüge, die nur sie jeweils kennzeichnet, was es einem leicht macht, die Figuren schnell voneinander zu unterscheiden. Die Figuren wirken, bis hin zu den Nebenfiguren, wie dem granteligen Nachbarn Johann und Jules im Rollstuhl sitzender Freundin, wohl durchdacht und lebendig.

Die Autorin schafft es mit einem überaus flüssigen, manchmal leicht (selbst-) ironischen und berührenden Schreibstil den Leser in seinen Bann zu ziehen. Die "alten" Bewohner des alten Lands begegnen den Neuankömmlingen mit einer Menge Argwohn (und teilweise auch ein wenig feindselig), was die Geschichte glaubwürdig und real erscheinen lässt.
Janson hat mit diesem Roman zumindest bei mir dafür gesorgt, dass ich deutschen Romanen gegenüber momentan nicht allzu kritisch gegenüber stehe, da sie mit ihrer Natürlichkeit einfach überzeugen kann. Dies wird wahrscheinlich nicht der letzte Roman sein, den ich von der Autorin gelesen habe.

An diesem Roman habe ich im Grunde so gar nichts auszusetzen, da hier irgendwie alles gestimmt hat: Die Figuren waren lebendig und wirkten real, das rauhe Umfeld im alten Land wurde nicht beschönigt, und die Handlung weist immer wieder neue Wendungen auf.
Daher bekommt das Buch von mir 5 von 5 Punkten!





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